Wie man (hoffentlich) Gründerwettbewerbe gewinnt

Gründerwettbewerbe sind super für Gründer. Denn zum einen bekommt man (wenn man gut abschneidet) mehr Aufmerksamkeit – meistens durch zusätzliche PR. Und oft gibt es auch noch Preise und Preisgelder. Außerdem setzt sich idR eine Jury mit dem eigenen Geschäftsmodell auseinander und gibt einem Feedback, was man besser machen könnte, wo Schwachstellen oder Gefahren des Unternehmens liegen.

Mitmachen lohnt sich also.

Aber wer mitmacht, der will vermutlich auch nicht schon in der ersten Runde ausscheiden. Am besten gewinnen.

Auch wir haben mit mymuesli bei vielen Wettbewerben mitgemacht. Bei einigen sind wir am Anfang, bei manchen in der Mitte ausgeschieden; und manche haben wir gewonnen oder waren Finalist. Oft erreicht uns daher die Frage: Was habt Ihr für Tipps für mich? Wie geht man das am besten an? Wie sollen meine Bewerbungsunterlagen aussehen? Was ist das Erfolgsgeheimnis für einen Gründerwettbewerb?

Vorweg: Die perfekte Antwort haben wir und ich sicher auch nicht; wir sind ja auch oft ausgeschieden :) – aber weil wir zu dem Thema eben viele Emails bekommen, hab ich die aus meiner Sicht zehn wichtigsten Learnings mal aufgeschrieben und auch einen alten Bekannten zu dem Thema befragt: Thomas Clark (47). Er war der Ideengeber und Projektleiter von enable2start, der Gründerinitiative der Financial Times Deutschland: Insgesamt sechs Mal, von 2007 bis 2012, prämierte enable2start jedes Jahr fünf Gründungskonzepte mit je 50.000 Euro. Wir haben einen der Preise im ersten Jahr, 2007, gewonnen.  

 

1. Wettbewerbe sind (viel) Arbeit

Das wird aus meiner Sicht oft unterschätzt: Es kostet viel Zeit und Mühe, wenn man bei einem Gründerwettbewerb gut abschneiden will. Natürlich gibt's die wilden Geschichten von denjenigen Teams, die mit fünf Slides in der Nacht noch teilgenommen haben und (Überraschung) plötzlich vorne mit dabei sind. Ja, solche „I don't fucking care, aber ich bin halt gut“-Geschichten mögen passieren und ich freue mich für jeden, bei dem sowas klappt: Aber ich kann mich an keine Bewerbung von uns erinnern, die nicht mit viel Arbeit verbunden gewesen wäre.

2. Wettbewerbe gehen alle an, besonders die Gründer

Meine Lieblings-Email zu Gründerwettbewerben: „Hi, ich bin XY, unser Gründer / unsere Gründerinn, hat mir gesagt, ich soll Dich mal anschreiben, weil ich gerade unsere Bewerbung für einen Wettbewerb fertig mache ... “

Hier kann man schon anhalten: Gründer(innen) sollten sich selbst Zeit nehmen, die Unterlagen zusammenzustellen – zumindest mega involviert sein. Die Bewerbungen werden dann deutlich besser. Denn (hoffentlich) keiner kann die Begeisterung, die Feinheiten, das Einzigartige des eigenen Modells so gut vermitteln, wie der- oder diejenige (oder das Team), die sich das ausgedacht haben.

3. Wie tickt Dein Gegenüber?

Das ist ein super Tipp von Thomas Clark. Er sagt: „Was für Pitches bei Kunden oder Investoren gilt, beachte auch für Bewerbungen bei Wettbewerben. Versuche an vorderster Stelle herauszufinden, wie das Gegenüber „tickt“. Frage Dich: Wozu gibt es diesen Wettbewerb? Was wollen die beteiligten Förderer oder Sponsoren daraus ziehen? Bei einem Businessplan-Wettbewerb, wo sich die Veranstalter dann auch gerne als „Helfer“ anbieten (nicht immer nur altruistisch ;-), ist das etwas ganz anderes als bei Regionalwettbewerben (da zählen oft Standort-Elemente wie Arbeitsplatzbeschaffen besonders viel) oder branchenspezifischen (wo aktuelle Trends oft eine große Rolle spielen, damit sich die Veranstalter durch die Auszeichnungen Modernität auf die Fahnen schreiben können) oder Gründer-Zentren (Dort gerne gehegter Fokus: Teamfähigkeit). Wenn Du weißt, wie der andere „tickt“, dann kannst Du auch Deine Bewerbung entsprechend stricken – mit Fokus auf die wichtigen Elemente“

Finde ich einen sehr guten Punkt! Man muss also jede Bewerbung wirklich neu fürs Gegenüber bauen oder zumindest anpassen. One size fits all gibt es nicht (siehe auch Punkt 1: viel Arbeit).

4. Kurz fassen

Fällt mir selbst schwer, wie man an der Länge dieses Posts sieht. Und auch Thomas schrieb mir zu seiner Antwort oben: „Und wenn Du die Länge meiner Antwort liest, weißt Du, warum ich nie einen Wettbewerb gewonnen hätte“.

Aber Ihr alle kennt vermutlich einige der Beispiele von guten Pitchdecks (und eine Bewerbung ist ja streng genommen nichts anderes). Die sind alle kurz, prägnant und auf den Punkt. Also: So viel wie möglich kürzen. Und auf keinen Fall, sagt Thomas Clark, „jemanden mit über 100 Seiten Unterlagen zumüllen, schon gar nicht gespickt mit technischen Spezifizierungen. Liest keiner, versteht keiner“.

5. Design: Richtig gute Unterlagen verschicken

Bei fast allen Wettbewerben ist das Niveau sehr hoch. Das heißt man sollte alles tun, um aus der Masse herauszustechen. Das fängt beim Layout der Folien oder Unterlagen schon an: Da muss kein Full-Time-Grafiker ran, wenn das Geld knapp ist. Aber allein über eine Google-Suche findet man so viel Inspiration, wie gute Decks und Präsentationen aussehen können – für schlechtes Design gibt es keine Entschuldigung. Versteht mich bitte richtig: Das heißt nicht, dass man schlechte Inhalte mit Ästhetik verstecken kann oder sollte. Am wichtigsten ist natürlich das, was auf den Seiten rauf steht. Allerdings freut sich jedes Jury-Mitglied über gute Lesbarkeit, klare Struktur und niemand mag verpixelte Fotos.

Was ich von Thomas Clark in diesem Zusammenhang wissen wollte: Gab es (bei enable2start) tolle Ideen, die aber dennoch gescheitert sind, weil die Bewerbung schlecht war? Und er sagt: „Klar. Aber da ist dann die Idee meist nur auf dem Titel gut – und die Enttäuschung kommt meist schon auf Seite zwei. Wobei in der Regel gute Ideen mit guten Bewerbungsunterlagen korrespondieren. Warum? Ganz einfach: Wer eine wirklich gute Geschäftsidee hat, der hat auch was zu sagen, kann prägnant sein und trotzdem punkten. Um mymuesli zu erklären, brauchte Max nur einen Satz: Mix Dir Dein eigenes Müsli (online). Der Rest ist dann nur noch „Backup“, für bestätigende und anerkennende „Aha“-Ausrufe. Das ist ideal“.

6. Arroganz ist fehl am Platz

Da steht schon alles in der Überschrift.

7. Aus negativem Feedback lernen

Als wir uns zum ersten Mal bei Ernst & Young (EY) für den Entrepreneur des Jahres beworben haben, sind wir gleich in der ersten Runde raus geflogen. Die Jury hatte sich aber sehr mit unserem Modell auseinandergesetzt und uns lange erklärt, was wir noch lernen und besser machen müssten, um weiter zu kommen. Das haben wir uns zu Herzen genommen und ein paar Jahre später waren wir dann Finalist. Deswegen kann ich nur raten: Nicht beleidigt sein, zuhören. Und das Feedback mit offenem Ohr annehmen.

8. Storytelling

Da lege ich besonderen Wert drauf: Nicht nur langweilige Fakten zeigen, sondern versuchen, mit allen Unterlagen, Emails und bei der Präsentation vor der Jury eine packende Geschichte zu erzählen; das ist insbesondere relevant, wenn der Wettbewerb medial begleitet wird oder einen Medienpartner hat: Weil auch der muss die Geschichte sehen und berichten können.

9. Überall mitmachen

Alles hilft, keiner ist zu klein oder zu unbedeutend (siehe auch Punkt 6, Arroganz ist fehl am Platz).

10. Mach Dich nicht schon im Vorfeld zu klein!

Mut haben. Daran glauben, dass man gewinnen kann. Das finde ich wichtig.

Keine Angst haben, es gibt ja eh nichts zu verlieren. Und man muss kein Superheld sein. Thomas Clark: „Man merkt in etwa 98% der Fälle als Juror sehr rasch, wer wirklich das Zeug zum Gründer hat. Weil das aber nur sehr wenige sind, kommt es dann öfter vor, dass man noch ein paar andere auszeichnen muss. Das mag seltsam klingen – ist aber auch eine Chance. Und was die 2% betrifft, die Supergründer sind und keiner merkt es: Das sind jene Typen, die sowieso keine Unterstützung durch einen Wettbewerb brauchen. Oder könnt ihr Euch ernsthaft Mark Zuckerberg vor Juroren einer Gründer-Initiative vorstellen?“

Das waren meine zehn Tipps. Habt Ihr noch eigene, die noch in die Liste sollten?

Einen guten Überblick über die aktuellen und wichtigen Gründerwettbewerbe in Deutschland findet Ihr zum Beispiel hier bei Für-Gründer.de – viel Erfolg Euch allen für alle aktuellen und zukünftigen Wettbewerbe!

Billigsekt und Müdigkeit – so sahen die ersten Stunden von mymuesli wirklich aus

Knallende Korken, Champagner, eine rauschende Party bis zum Morgengrauen – so stellt man sich den Beginn des eigenen Startups vor. Doch von dieser Traumvorstellung waren wir in der Nacht auf den 1. Mai 2007 sehr weit entfernt: Es war tatsächlich eine lange Nacht, aber statt zu feiern wollten wir nur noch ins Bett: Es war 4.03 Uhr, als Hubertus dann endlich den Knopf drückte. Ganz leise: klick. Zu dritt standen wir vor dem Rechner, ich hörte meinen eigenen Puls in den Schläfen klopfen. Da war es also online, unser Baby. Ein Wunschkind. Wie lange hatten wir darüber nachgedacht, uns den Kopf über den passenden Namen zerbrochen, uns vorgestellt, wie es aussehen, wie rund und schwer es werden könnte – vor allem aber: wer außer uns selbst sich noch darüber freuen würde. Irgendjemand da draußen? War da wer?

mymuesli: endlich online

Es fühlte sich so an, als seien wir alleine auf diesem Planeten. Um dennoch so etwas wie einen denkwürdigen Augenblick herbeizuzwingen, stießen wir mit Billigsekt an, halbtrocken, handwarm. Stilecht in IKEA-Saftgläsern. Niemand von uns hatte wirklich Lust darauf, aber ein Freund von uns war extra in unsere spärlich eingerichtete Passauer Studenten-WG gekommen, um den Moment zu filmen.

Wenn man die Aufnahmen heute sieht, kann man unsere Gesichter kaum vor der weißen Wand erkennen: Denn vor diesem seltsamen Augenblick um 4.03 Uhr hatten wir drei Nächte lang nicht wirklich das gemacht, was man schlafen nennen könnte. Wie drei Zombies sahen wir aus, blass, müde und rot um die Augen.

Die mymuesli-Gründer Philipp Kraiss, Max Wittrock und Hubertus Bessau im Jahr 2007 (v.l.; Foto: Jan-Ulrich Schulze)

Was uns auch jedes Mal auffällt, wenn jemand das Video zeigt: dass es in der WG überraschenderweise aufgeräumt aussah. Wahrscheinlich hatten wir die zweieinhalb Quadratmeter rund um den Rechner ein bisschen freigeschaufelt, denn für häusliche Ordnung hatten wir die Wochen vor dem Start keine Zeit mehr gehabt. Genau weiß ich das aber nicht mehr, denn nach unserer schweren Website-Geburt konnte ich nicht mehr geradeaus schauen, ich konnte mein Saftglas kaum mehr gerade halten und denken konnte ich überhaupt nicht mehr.

Eigentlich war alles entspannt angelaufen: Gut eine Woche vor unserem Kick-off hatte Hubertus die Website endlich so weit, dass sie gut aussah und stabil lief:

»Hallo, wir machen Müsli. Stell Dir Dein Müsli selbst zusammen. Wir liefern es Dir nach Hause.«

So schlicht stand auf unserer Seite, was wir in monatelanger Kleinarbeit ausgedacht und jetzt auf die Straße gebracht hatten. Das sah schön aus. Doch ob die Idee von mymuesli funktionieren würde? Das wussten wir ganz und gar nicht. Und ob wir drei Studenten als Lebensmittelhersteller taugen würden, daran hatten wir sogar Zweifel, die wir vorsichtshalber gleich mit auf die Seite setzten:

»Wir wissen einfach nicht, was uns erwartet, und müssen sicherlich noch einige Abläufe optimieren. Das eine oder andere wird auch schiefgehen, deshalb hoffen wir in den ersten Wochen auf eure Unterstützung und euer Verständnis, falls es mal einen Tag länger dauert oder sich die Website komisch verhält. Wir sind für Feedback jeder Art dankbar. Was funktioniert nicht? Was könnten wir besser machen? Sagt es uns!«

72 Stunden vor unserem Kick-off fiel Hubertus auf, dass unser Preissystem nicht wirtschaftlich funktionierte: Kunden konnten die Dose voller teurer Zutaten füllen, aber am Ende blieb der Preis gleich. Wir hätten also mit jeder Dose Verlust machen können, mussten alles umwerfen und neu machen.

Warum wir uns nicht einfach mehr Zeit genommen hatten, um alles neu auszurechnen und zu programmieren? Gegenüber Freunden und Familie, besonders aber in der damals schon nicht mehr so kleinen Bloggerszene, hatten wir ordentlich Wind für unsere Müsliidee gemacht. Jetzt mussten wir auch liefern.

Damals schrieben wir selbst noch ein privates Blog, die »Rundschreiben für Ästhetik und Konsumgütervielfalt«. Als wäre das nicht schon bescheuert genug, trugen wir dazu Cord-Jacketts. Mit unserem Blog im Netz und den Sakkos im Koffer wollten wir zur re:publica 2007. Der Name dieser Konferenz ist heute Synonym für eine Fast-Vollver- sammlung der digitalen Gesellschaft in Berlin. Damals, in ihrem ersten Jahr, war das alles noch ein überschaubares Klassentreffen derjenigen, die wie wir ungern auf Klassentreffen gehen: weil es da meistens kein WLAN gibt.

Das Internet war und ist unsere Welt: Und es fühlte sich gut an, sich nach analogen Jahren an der Uni endlich digital outen zu können. Wir wollten nicht nur ein Blog schreiben, sondern ein Startup gründen. Und dazugehören. Relevant sein. Online.

Wir hatten uns also in Berlin rege vernetzt, von unserer Idee erzählt, unseren Starttermin verkündet und zu Hause haben wir die Sache dann noch einmal in unserem eigenen Blog bekräftigt:

»Wir sind wieder zu Hause. Und schön war es. Danke an Lukas, bei dem wir wohnen konnten. Und da wir ja aus dem tiefen Niederbayern angereist sind, ist allein die Stadt schon immer ein Erlebnis. Danken oder grüßen wollen wir einige; hoffentlich sieht man sich bald wieder. ( ...) Aber, most importantly, vor lauter Vorfreude hätten wir es beinahe vergessen: Am 30. April startet endlich unser neues Projekt. Wer rechtzeitig informiert werden möchte, der trage sich bitte für den Newsletter ein.«

Wir kamen also nicht mehr raus aus der Nummer. 150 Neugierige hatten sich zu unserem Newsletter angemeldet und das Internet, die Welt, die kannte unseren Starttermin: 30. April 2007.

Blogger wie wir – so unsere Fantasie – würden ab der ersten Minute beobachten, was wir tun. Würden darüber dann in ihren eigenen Blogs schreiben. Und das würden Printjournalisten lesen, die in diesem langweiligen Jahr 2007 ebenfalls über uns schreiben würden, dann kämen Radio und Fernsehen, wo wir in Talkshows über Müsli diskutieren würden. Eine völlig größenwahnsinnige Fantasie, klar. Doch damit stand fest: Starttermin unbedingt einhalten. Schlafen? Verboten bis zum Launch. Tatsächlich kam das mit den Bloggern und den Journalisten später exakt so, nur zu Talkshows hat uns damals keiner eingeladen – aber der Reihe nach.

Als wir abends die Berliner Torstraße entlangliefen, wo heute unzählige Startups sitzen, Deals gemacht und Businesspläne geschmiedet werden, da konnten wir noch nicht ahnen, was in den nächsten Jahren aus unserem Müsliprojekt werden würde. Zum Glück wussten wir in diesem Moment auch nicht, welche enormen Schwierigkeiten so ein Startup-Baby noch machen würde. Wie glückliche Eltern in spe saßen wir, Bier trinkend, auf einer Parkbank und fantasierten in den Sonnenuntergang. Besonders von den vielen schlaflosen Nächten ahnten wir damals noch nichts: Wir hätten den Knopf sonst vielleicht nicht gedrückt.

Max Wittrock, Hubertus Bessau und Philipp Kraiss sind die Autoren des Buchs "Machen! Das Startup-Buch der mymuesli-Gründer", veröffentlicht im Edel Verlag.

Warum es besser ist, als Team zu gründen

diemymueslijungsIst es besser, als Team zu gründen? Wir werden bei mymuesli oft gefragt, wie das denn so sei: Drei Freunde, die gemeinsam ein Unternehmen gestartet haben? Streitet man sich als Team oft? Hätten wir das auch alleine gemacht?

"Alone we can do so little, together we can do so much" (Hellen Keller)

Ich kann nur für mich sprechen an dieser Stelle: Aber alleine hätte ich mit Anfang 20 niemals ein Startup gegründet.

Zu viel Angst, zu viel Sicherheitsdenken, zu wenig Wissen in vielen Bereichen, keinerlei Gründungserfahrung. Die Tatsache aber, dass wir ein (Dreier-)Team waren, hat mir von Anfang an enorme Sicherheit gegeben: Denn ein Startup ist immer ein Wagnis. Und zu wissen, dass auch andere bereit sind, für die gemeinsame Idee "all in" zu gehen, beruhigte mich total.

Außerdem haben sich unsere Fähigkeiten sehr gut ergänzt: So konnten wir von Finanzen bis IT, Marketing oder Öffentlichkeitsarbeit alles abdecken. Das hat Geld gespart und die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht. Darüber hinaus gab und gibt es so auch kaum Konflikte: Weil jeder eigene Bereiche und Aufgaben mit eigenen Projekten hat.

Wenn Du dann erstmal mittendrin bist, die ersten Sales und Kunden kommen, dann kommen automatisch auch die ersten Probleme: Und genau dann ist es so wichtig, Mitgründer zu haben. Denn in einem guten Team kann man fast alles lösen. Außerdem sich gegenseitig pushen und motivieren.

"Talent wins games, but teamwork and intelligence win championships" (Michael Jordan)

Doch wie ist das, wenn man vorher schon eng befreundet war?

Wenn man das große Glück hat, dass man Freunde findet, die eine identische Vision haben, eine Idee auf die Straße bringen wollen – und deren Fähigkeiten zueinander passen, dann muss man loslegen. Wir drei mymuesli-Gründer vertrauen uns blind. Das war gerade in der Anfangsphase unheimlich wichtig. Denn das bedeutet eine große Sorge weniger. Ich würde mich immer unwohl fühlen, wenn mir gegenüber eine Art gecastetes Mit-Gründer-Team sitzen würde. So toll die CVs und Empfehlungen auch sein mögen.

Ich bewundere Unternehmer, die es ganz alleine geschafft haben: Aber gemeinsam gründen, idealerweise mit Freunden: Das ist immer die bessere Wahl!

(Dieser Post ist zuerst bei LinkedIn Pulse erschienen. Hier kann man mir direkt auf LinkeIn folgen)

Die Next Generation Food 2016: Klassentreffen in Berlin

Next-Generation-Food-2016-3410Die Next Generation Food fand 2013 zum ersten Mal statt: Das war damals übrigens mein erster Blogpost auf dieser Seite. Gestern war ich wieder da. Und mittlerweile fühlt sich die Veranstaltung wie ein Klassentreffen an. Denn aus der Food-Branche sind tatsächlich viele, viele bekannte Gesichter da.

Gestern hab ich es leider erst spät (und dann kaum aus der Lobby der Kalkscheune) in die Vorträge geschafft vor lauter Wiedersehen mit alten Freunden. Aber ich konnte eine sehr coole Session über Food Tech mitnehmen, moderiert von Fabio Ziemßen vom E-Food-Blog. Hier ein kleiner Rückblick, für diejenigen, die nicht dabei sein konnten ...

Dario Galbiati von Atlantic Food Labs (Berlin, baut innovative Food-Konzepte und investiert in solche) hat nochmals daran erinnert, wie groß der Food Markt wirklich ist: Das übersieht man tatsächlich oft, aber seine Folie dazu ruft einem das wieder in Erinnerung, konnte sie kurz abzeichnen: Der Global Food Market im Vergleich

Damit sind seiner Meinung nach auch viele, viele Nischen attraktiv: "Every niche in the Food Market is big enough to build a $100M+ company" Und die Food-Welt verändert sich natürlich laufend, Dario sieht vier Trends, die sich herausbilden – "Those most recent food trends can be grouped in 4 different areas of innovation":

  1. Full Stack: Controlling the entire process from the producer to the consumer, zB The Honest Company
  2. R&D: Creating or re-inventing products for the food market, zB Soylent
  3. New distribution channels (with the use of tech), zB HelloFresh
  4. Value chain innovation: Reinventing the value chain with the use of tech, zB Deliveroo

Bildschirmfoto 2016-10-06 um 14.23.26Bei Maximilian Lössl von agrilution und der Association of Vertical Farming ging es, Ihr ahnt es, um Vertical Farming. Ihn hat ein Buch vor einigen Jahren zu dem Thema inspiriert, das ich mir gleich bestellen muss: The Vertical Farm: Feeding the world in the 21st Century von Dr. Dickson Despommier.

Agrilution "is dedicating its passion to solving one of our most pressing global challenges: providing sustainable and healthy food to the world"

Vertical Farming ist wirklich ein irre spannendes Thema, dem sich auch mein Freund Mark Korzilius widmet, der heuer leider nicht auf der Next Generation Food war: Farmers Cut heißt sein Start-Up mit Sitz im betahaus in Hamburg: Sie planen Europas erste Indoor Vertical Farm. Wer wissen will, wann es los geht: Auf der Webseite kann man seine Email-Adresse für Updates hinterlassen.

Richtig gut war auch die Präsentation von Maximilian Könnings und Anton Reindl, beide International Product Manager für den Thermomix bei Vorwerk. Die meisten von Euch kennen vermutlich die leidenschaftlichen Diskussionen um das Für und Wider eines Thermomix. Aber welches Ökosystem Vorwerk um das Gerät baut ist schon beeindruckend: Über 2.5 Millionen Geräte Thermomix TM5 wurden bisher verkauft; und diese Community wird bald über einen neuen Cook-Key (Zusatz-Dongle mit Wifi-Funktion) mit Rezepten im Abo versorgt. 99 Euro wird der Cook-Key vermutlich kosten, um die drei Euro das monatliche Rezept-Abonnement. Und das wird allen Thermomix-Fans endlich die wichtigste aller Fragen regelmäßig beantworten (die häufigste Suchanfrage in Deutschland auf Google im Jahr 2015 übrigens, wie ich gestern lernte): "Was koche ich heute?"

Mein Workflow: Export von Keynote auf Powerpoint

Jeder, der öfter mal einen Vortrag oder eine Präsentation halten muss, kennt das vermutlich: Wenn man Powerpoint verwendet, macht das Erstellen einer Präsentation nur halb so viel Spaß. Wenn man Keynote verwendet, dann macht das Präsentieren oft nur halb so viel Spaß – weil so viel schiefgehen kann.In diesem Beitrag will ich kurz erklären, wie ich Präsentationen in Keynote am Mac baue. Und sie anschließend vernünftig ohne Fuckups in Powerpoint exportiere.

Vorbereitung ist bei Vorträgen die sprichwörtliche halbe Miete: Am meisten nervt es, wenn die Technik streikt. Deswegen verwende ich bei Vorträgen fast nie meinen eigenen Rechner, sondern immer den des Veranstalters und Technikers: Das Umstecken nervt, man braucht immer Adapter, es gibt schlicht zu viele Probleme.

Ich hab einen Mac mit Keynote. Die Präsentationstechnik bei kleinen oder auch großen Events läuft aber fast immer auf Windows und Powerpoint. Wer seine Vorträge wie ich in Apples-Keynote erstellt, der läuft also immer Gefahr, dass es viele Exportprobleme gibt, ob Übergänge, Schriften. Deswegen hier mein Technik-Workflow vor jedem Vortrag, vielleicht hilft er ja dem ein oder anderen Mac- und Keynote-User:

  1. Ich lege die Präsentation auf Keynote immer in 16:9 an, bei Keynote heißt das Breitbild. Grund: Immer mehr Veranstalter verlangen sowieso endlich Widescreen-Formate. Und sollte dennoch (bedingt durch Beamer, was auch immer) das Projektions-Bild in 4:3 sein, so wird man Eure Folien schlicht mit schwarzen Balken oben und unten sehen, wie bei vielen Filmen zuhause. Das ist viel gelernter und ästhetischer, als andersrum: eine 4:3 Präsentation, die dann plötzlich links und rechts solche Balken hat, weil die Projektion Widescreen-Format hat.
  2. Ich verzichte auf verrückte Übergänge und Animationen zwischen den Folien. Und ich verzichte auf Video oder Audio. Wer wie ich oft auf Konferenzen ist, hat bestimmt schon oft verzweifelte Speaker gesehen, deren Videos nicht funktionierten. Oder die Präsentation läuft zwar wie geschmiert vom mitgebrachten Mac, das Umstecken hat aber 15 Minuten gedauert. Wenn es also nicht unbedingt sein muss: Ich würde auf Video und Audio verzichten.
  3. Die Keynote-Präsentation speichere ich im Original Keynote-Format.
  4. Dann als PDF, via Exportieren. Und zwar in der bestmöglichen Qualität. keynote-screenshot
  5. Aus dem PDF mache ich mit diesem Tool, PDF to Keynote, wieder ein Keynote-File im Format 16:9, Auflösung HD, 1280 x 720px. Warum ein zweites Keynote-File mit diesem Umweg? So ist jede Folie ein Bild. Das heißt es gibt keine Schriftprobleme, keine unerwünschten Effekte.
  6. Dieses File öffne ich wieder in Keynote; und exportiere anschließend das Powerpoint-File. Wie unter 5: Ohne Schriftprobleme, ohne unerwünschte Effekte.
  7. Auf einem USB-Stick habe ich dann vier Files: a) Mein Original Keynote-File b) das PDF davon (viele Veranstalter können auch das schon als Präsentationsfile nutzen, denkt aber daran, dass Ihr auch das Häkchen bei"Alle Animationsphasen drucken" gesetzt habt. Sonst baut sich zum Beispiel eine Liste nicht wie vielleicht gewünscht nacheinander per Klick auf, sondern alles ist sofort da) c) Ein zweites Keynote-File, generiert vom PDF (siehe 5.) d) Ein Powerpoint-File, generiert aus Keynote (siehe 6.)
  8. Der Veranstalter bekommt c) und d) vorab, ich bringe Rechner und alle vier für den Notfall mit. Mit dieser Methode hatte ich noch nie Probleme und man kann sich voll auf seinen Vortrag konzentrieren.

5 Podcasts für Gründer und Startups

Roscoe Considers Recording a Podcast, von zoomar, via Flickr, Creative Commons. Daniel Setzermann hat bei mir vor rund zwei Jahren die Liebe für Podcasts entfacht, die mittlerweile ja ein ähnliches Comeback wie die Schallplatte feiern. Das liegt nicht zuletzt natürlich an Audio-Blockbustern wie Serial, dem Crime-Podcast mit Millionen von Hörern weltweit. Und es gibt de facto keine Nische, für die es noch keinen passenden Podcast gibt. Gerade Podcasts für Gründer gibt es viele, viele, viele... hier meine fünf Favoriten...

1. Startup Startup ist mittlerweile schon ein Klassiker, produziert von Gimlet Media. In der ersten Staffel geht es (jetzt wird's ganz schön Meta) um die Gründung eines Unternehmens, und zwar genauer des Podcast-Startups, welches dann den Podcast Startup produziert (komplizierter hätte man das kaum erklären können).

StartUp is a podcast series about what it’s really like to get a business off the ground. In Season 1, Alex Blumberg told the story of launching this business, Gimlet Media, a podcast network. In Season 2, Lisa Chow joined Alex to follow an entirely new company: a company called Dating Ring, founded by two women in their 20s, outsiders in the male-dominated world of Silicon Valley. In Season 3, we’re trying something new...

Beste aktuelle Folge? From Cell to the Sell, Season 3, Ep. 8.

2. Interview-Podcast von Online Marketing Rockstars Es ist gar nicht so einfach, gute deutschsprachige Formate und deutsche Podcasts für Gründer und Startups zu finden. Die sind aber wichtig: Denn unabhängig davon, wie gut man Englisch spricht, beschäftigen sich die deutschen Formate eben häufiger mit "unseren" Problemen und Herausforderungen. Der OMR-Interview-Podcast mit Philipp Westermeyer ist eines der besten deutschen Formate und es geht bei weitem nicht nur um Online-Marketing. Zu Wort kommen Gründer, aber auch Paul Ripke oder Christoph Metzelder.

3. 99% invisible

99% Invisible is about all the thought that goes into the things we don’t think about — the unnoticed architecture and design that shape our world.

Häh, da geht's doch um Design? Was soll ich den Kack denn hören als Gründer?

Viele berühmte Fotografen empfehlen, sich neben vielen, vielen Fotos vor allem auch Malerei anzusehen: Die großen Kunstwerke. Denn die Prinzipien, die man daraus ableiten kann, etwa zur Komposition, lassen sich freilich auch auf Fotografien übertragen. Ähnlich ist das mit Podcasts wie 99% invisible: Wie ich zum Beispiel auf Vorträgen immer wieder betone, ist PR meines Erachtens nach einer der wichtigsten (aber oftmals unterschätzen) Wachstums-Kanäle für jedes Startup und Unternehmen. Und PR lebt vom Storytelling. Darin sind die Teammitglieder von 99% invisible ganz große Meister. Einer der besten Podcasts, die ich kenne.

4. Dorm Room Tycoon Auch ein Interview-Podcast; mit fantastischen Gästen. Man muss bei diesen Formaten allerdings immer vorsichtig sein: Denn mir geht es oft so, dass die subjektiven, konkreten Take-Aways oft gering und wenige sind. Dafür ist man aber meistens mega inspiriert. Und das ist mindestens genauso wichtig. Bei Dorm Room Tycoon geht es um

...conversations with thinkers. Spreading ideas in business, design and technology...

Cool fand ich zum Beispiel das Gespräch mit Tobias van Schneider, Lead Product Designer & Art Director, Spotify, NYC, der im Übrigen auch gerade einen schönen Medium-Beitrag zu Work-Life-Balance geschrieben hat: Work/Life balance ist bullshit.

5. The Smart Passive Income Podcast

Weekly Interviews, strategy, and advice for building your online business

Smart Passive Income Podcast: Das klingt nach einem sehr amerikanischen, sehr reißerischen Podcast. ein bisschen stimmt das auch. Aber der Host, Pat Flynn, ist der nette Millionär von nebenan, der passiv und mit viel Online-Marketing-Aktivität über 100.000 Dollar im Monat erwirtschaftet. Alle seine Earnings und woher sie kommen, also aus welchen Kanälen, stellt er auch monatlich online. Man kann aus seinen Interviews wirklich viel mitnehmen und hat jedes Mal einen Aha-Effekt: "Krass, dass man mit Smoothie-Rezepten ein paar Millionen Umsatz schafft, einiges davon kann ich bestimmt auch anwenden"... Lohnt sich!

Buchvorstellung: "Jeanloup Sieff, 40 Jahre Fotografie"

sieff-2048 "Jeanloup Sieff, 40 Jahre Fotografie" ist definitiv einer meiner Lieblings-Bildbände. Denn zum einen sind die Bilder von Jeanloup Sieff (1933-2000) wirklich einzigartig, dazu gleich, zum anderen ist das Buch sehr schön gemacht, gedruckt, großformatig - aber gebraucht locker für unter 20 Euro zu bekommen – #NoBrainer. Vor allem aber hat Sieff vor allem alles von etwa 21mm bis 28mm an Objektiven verwendet. Und ist damit a) eine super Inspiration, wenn man sehen will, was mit diesen Brennweiten, mit viel Weitwinkel, möglich ist. Und damit b) eine willkommene Abwechslung zu den Bressonschen, sehr klassischen 50mm...

Wenn ich den Stil von Sieff beschreiben müsste, dann würde ich sagen: sehr innovativ (insbesondere für seine Schaffenszeit), aufregend, extrem, sehr kontrastreich, witzig – und ausschließlich schwarz-weiß. Ich weiß nicht, ob ich von Jeanloup Sieff jemals eine Farbfotografie gesehen habe. sieff-2049

 

 

 

 

 

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Jeanloup Sieff wurde 1933 geboren. Und hat in den 1950ern mit der professionellen Fotografie begonnen. Zunächst für Magnum, dann vor allem als Modefotograf. Und dabei für alle berühmten Magazine gearbeitet, ob Elle, Vogue, Harper's Bazaar oder Esquire. Er hat viel in New York gearbeitet, später in Paris... und mehr muss man eigentlich nicht wissen. Seine Bilder sprechen für sich. Und glaubt mir: Den Kauf des Buches werdet Ihr auf keinen Fall bereuen! sieff-2052 sieff-2053 sieff-2054 sieff-2055

Buchvorstellung: "Road to seeing" von Dan Winters

Road to seeing-2034 Heute will ich nur kurz ein sehr lesenswertes Foto-Buch vorstellen: Road to seeing von Dan Winters. Es ist kein Bildband im engen Sinn. Und der Preis von über 80 Euro für die gebundene Ausgabe lässt einen auch kurz schlucken. Aber ich halte es für eines der schönsten Bücher über Fotografie, das in den letzten Jahren erschienen ist.

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Der Autor, Dan Winters, ist ein amerikanischer Fotograf, der nach Stationen in New York und Los Angeles mittlerweile vor allem in Texas lebt und arbeitet. In Road to seeing erzählt er über sein Leben, seinen Werdegang. Aber vor allem über Bilder, Fotostrecken und ihren Hintergrund: Was war das Assignment? Was ist die Hintergrundgeschichte? Wie ist er das Thema als Fotograf angegangen?

Er beschreibt die goldenen Zeiten für Werbefotografen im New York der 1970er, erzählt von Begegnungen mit berühmten Fotografen und Vorbildern. Und zeigt viele seiner wunderbaren Fotos. Road to seeing-2045 Road to seeing-2047

Was ich am lehrreichsten und spannendsten finde, sind die schon erwähnten Geschichten hinter seinen Aufträgen: Ob ein Celebrity-Porträt für die New York Times oder eine Bildstrecke für Texas Monthly. Winters erklärt ausführlich, wie er die Bildidee entwickelt hat, wie man einen Setbau plant, was es an technischen Herausforderungen gab. Oft fühlt es sich so an, als wäre man tatsächlich dabei. Und könnte einem großartigen Fotografen assistieren.

Sicher ein teures Buch: Aber wer es als Workshop sieht, als Anleitung und Guide-Book, um bessere Fotos zu machen und um seinen fotografischen Horizont zu erweitern, der wird den Kauf nicht bereuen (Ach ja: Entschuldigt bitte die schlechte Qualität meiner Buchfotos; aber sie reichen hoffentlich aus, um einen ersten Eindruck zu bekommen).

The Art of Absagen: Wie man vernünftig Nein sagt

Allein der Titel dieses Posts klingt schon krass trivial. Aber wenn uns bei mymuesli jemand fragt, was für ein Startup am schwierigsten ist, dann antworte ich oft: Nein sagen. Viele Gründer kennen das: Man bekommt die ganze Zeit vor allem gut gemeinte Ratschläge. Zuerst von Freunden und Familie, irgendwann dann vielleicht von ersten Kunden und (manchmal leider) auch von vielen Nicht-Kunden. Und wenn es dann mal besser und besser läuft, dann kommen die ersten Kooperationsanfragen. Spätestens dann muss man vermutlich zum ersten Mal Nein sagen. Aus meiner Sicht kann man dabei aber viel falsch machen. Und wenig Dinge produzieren so viel zeitlichen Müll hinten raus, wie eine schlechte Absage.

Deswegen diese fünf sehr subjektive Ratschläge dazu:

1. Bei emotionalen Emails, wenn einen der Inhalt nervt oder sogar verletzt, immer (wirklich immer!) eine Nacht drüber schlafen, erst am nächsten Morgen sachlich antworten. Ich hab's jedes Mal bereut, wenn ich es nicht getan habe. Geht Euch vermutlich auch so.

2. Wenn wirklich kein Interesse besteht: Leave no open loops. Das mache ich selbst noch viel zu oft falsch. Aber wenn man weiß, aus welchem Grund auch immer, dass eine Zusammenarbeit, ein Treffen oder eine Kooperation zu 99% keinen Sinn ergibt, dann sollte Nein auch Nein bedeuten. Zu leichtfertig tippt man "lassen Sie uns in 6 Monaten nochmals sprechen" oder "ist später vielleicht für uns interessant" – dabei weiß man manchmal schon: Hat keinen Sinn. Wird nichts.

In diesen Fällen braucht es einen konsequenten Nein-Satz, der muss weder unfreundlich noch drastisch, aber deutlich sein: "Das passt leider nicht zu uns, aber vielen Dank, dass Sie an uns gedacht haben" VS "Das passt leider grad nicht, aber lassen Sie uns in sechs Monaten nochmals sprechen"

3. Immer freundlich: Mir fällt aus den letzten Jahren kein einziger Fall ein, wo bei einer pampigen Email eine pampige Antwort von mir oder uns es irgendwie besser gemacht hätte. Ergo würde ich immer nett bleiben. Alles andere hat eh keinen Sinn.

4. Immer mit Respekt: Respekt ist nicht gleich nett oder höflich: Ich kann auch sehr nett sein, aber dennoch unverschämt und von oben herab. Eine Koop-Anfrage oder ein langes Feedback hat den Email-Schreiber viel Zeit gekostet. Das heißt nicht, dass man in der gleichen Länge antworten muss, das wäre absurd. Aber eine Anrede sollte Pflicht sein, und auch ein kurzes: "Danke für Deine / Ihre Email und die vielen Gedanken und Ideen" oder ähnliches.

5. Konstruktiv sein: Ich freue mich immer, wenn mir jemand konstruktiv absagt. Zum Beispiel hab ich gerade am Anfang von mymuesli sehr oft Absagen auf Pressemeldungen bekommen. Manche Journalisten haben mir mit Hinweisen oder Tipps geantwortet, was ich besser machen könnte oder sollte. Das fand ich ziemlich gut: Du bekommst eine Absage, aber dennoch ist Dein Gegenüber höflich (siehe 4.), und hat sich auch noch Gedanken gemacht – und wenn es nur ein Satz ist.

Das war's. Ein profanes Thema auf den ersten Blick. Doch ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass in vielen Emails und Absagen nicht mal eine der obigen Regeln beherzigt wird. Doch bekanntlich sieht man sich ja immer 2x...

Foto-Freitag: Welche Festbrennweite kaufen?

Welche Festbrennweite kaufen? Immer Freitags schreibe ich über ein Foto-Thema. Nicht weil es mir besonders viel Traffic oder Speaking-Aufträge bringt. Sondern weil man immer das machen sollte, worauf man Lust hat. Bloggen über Foto-Dinge, oder ein Startup gründen. Aber darum geht's an anderen Tagen auf diesem Blog. Heute ein kurzer Post zur (vielleicht ersten) Festbrennweite für Deine Kamera. Also ein Objektiv ohne Zoom.

Warum kauft man so etwas überhaupt?

Berechtigte Frage, denn schließlich ist Zoom phänomenal praktisch. Ich besitze allerdings kein einziges Zoomobjektiv, denn Festbrennweiten haben unter anderem diese fünf Vorteile:

  • Man bekommt oft eine bessere Bildqualität, da die optische Konstruktion weniger Kompromisse erfordert als bei Zoom-Objektiven
  • Man lernt: Denn wenn man nicht zoomen kann, muss man sich bewegen, und die Bild-Komposition profitiert oft davon
  • Festbrennweiten kann mans ehr kompakt und leicht bauen
  • Es gibt echte Schnäppchen, die ein Zoomobjektiv mit viel höherem Preis deutlich in fast allen Kategorien schlagen, vor allem bei der Bildqualität
  • Bokeh oder "mehr" Blende: Bei einem klassischen 50mm-Objektiv habt Ihr bei vielen Herstellern 1,4, 1,8 oder vielleicht 2,0 als Anfangsblende. Das heißt, Ihr könnt den typischen Schärfe-Unschärfe-Effekt noch besser erzielen, den sich viele wünschen, denn Zoomobjektive haben als offenste Blende oft nur 3,6 oder 4. Und die Blende ist einer der Faktoren, der das Bokeh deutlich beeinflusst.

Aber mit welcher Festbrennweite fange ich nun an?

Es gibt fast jede Brennweite auch als Festbrennweite zu kaufen. Der Klassiker, das sog. Normalobjektiv, sind 50mm.

50mm. Hier wird nichts verzerrt, vergrößert, kein Weitwinkel. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde man durch eine Fensterglas-Brille schauen: keine optische Veränderung sichtbar. Henri Cartier-Bresson hat fast alle seine Fotos mit 50mm gemacht. Und ich hatte an meiner ersten, analogen Contax auch nur ein 50er oder Nifty Fifty, wie es im Englischen oft genannt wird.

Damit würde ich anfangen. Schon ob des geringen Anschaffungspreises bei fast allen Herstellern. Jeder hat eigentlich ein günstiges 50er im Angebot. Bei Crop-Kameras verlängert sich die Brennweite entsprechend, meist um ca. 1,5. Dann wird aus dem 50er ein leichtes Tele mit 75mm. Perfekt für Porträts, Food-Fotografie oder andere Stillleben. Und mit richtig schönem Bokeh.

35mm. Ich liebe 35mm, die klassische Reportage-Brennweite. Meine Fuji X100t hat umgerechnet auf Kleinbild 35mm, an meiner Canon 6d ist fast immer ein 35mm-Objektiv dran. Man sieht mehr als beim 50er, aber es verzerrt nicht so wie ein 28er oder gar 24mm-Objektiv.

28mm Eher ungewöhnlich, das als erste Festbrennweite zu kaufen. Aber es gibt auch Fotografen, die fast ausschließlich mit dieser Brennweite, dem klassischen Weitwinkel, fotografiert haben, etwa Jeanloup Sieff. Bei den Sony-FE-Objektiven für die A7-Kameras ist das 28er eine wirklich preisgünstige Festbrennweite; viel, viel erschwinglicher als das teure Zeiss mit 55mm. Aber dazu gleich.

Kaufempfehlungen für Nikon, Canon und Sony

Ich fange mal mit Nikon an: Ein kleineres Objektiv mit „viel Licht“ und Handlichkeit ist, sofern man keine Nikon-Vollformat hat, das Nikon 35mm 1:1,8 AF-S DX für ca. 199 Euro. Ich würde hier nicht lange überlegen, das ist definitiv ein No-Brainer... Wer möchte, der kann dann für seine DX später noch eines der 50er, das 1,4 oder das günstigere 1,8, dazu kaufen. Aber mit diesem Objektiv macht man nichts falsch. An Vollformat würde ich je nach Budget das eben erwähnte 1,4 oder 1,8 nehmen. Tipp: Wer sich einen so teuren Body kauft, der sollte beim Glas eher nicht sparen, nehmt lieber das 1,4er.

Canon: Ganz klar das (neu aufgelegte) 50mm 1:1,8. Unter 150 Euro (!). Und kann man immer gebrauchen, ob an Crop oder an einer Vollformat wie der 6d oder 5D Mark III. Gut sind auch noch die beiden Pancake-Objektive, das 24mm für Crop und das 40mm für Vollformat. Als erste Festbrennweite im Arsenal würde ich aber das 50er nehmen. Das 1,4er ist deutlich wertiger, aber kostet auch mehr als das Doppelte.

Sony: Ich hatte mal das Zeiss 55mm. Das Objektiv ist der Wahnsinn. Die Schärfe unglaublich. Aber es kostet trotz Preissenkung immer noch knapp 800 Euro. Das ist schon wirklich viel Geld für die meisten Amateure. Deswegen: Auch das recht neue 50er ist gut, kostet keine 400 Euro. Und immer noch die Hälfte vom 35er, das auch nur eine Anfangsblende von 2,8 aufweisen kann. Für eine Crop, zB die a6000, würde ich das 35mm 1,8 empfehlen. Teuer. Aber sehr gut. Man braucht eigentlich kein anderes Objektiv mehr in 85% der Fälle.

Ich hoffe Du hast jetzt schon einen Favoriten und eine Antwort auf die Frage Welche Festbrennweite kaufen gefunden... Auf jeden Fall viel Spaß damit! Und wer noch mehr Meinungen lesen will: Hier, bei Lichtpoesie, kann man zum Beispiel noch weitere Gedanken zum Thema finden.