Gründerwettbewerbe sind super für Gründer. Denn zum einen bekommt man (wenn man gut abschneidet) mehr Aufmerksamkeit – meistens durch zusätzliche PR. Und oft gibt es auch noch Preise und Preisgelder. Außerdem setzt sich idR eine Jury mit dem eigenen Geschäftsmodell auseinander und gibt einem Feedback, was man besser machen könnte, wo Schwachstellen oder Gefahren des Unternehmens liegen.
Mitmachen lohnt sich also.
Aber wer mitmacht, der will vermutlich auch nicht schon in der ersten Runde ausscheiden. Am besten gewinnen.
Auch wir haben mit mymuesli bei vielen Wettbewerben mitgemacht. Bei einigen sind wir am Anfang, bei manchen in der Mitte ausgeschieden; und manche haben wir gewonnen oder waren Finalist. Oft erreicht uns daher die Frage: Was habt Ihr für Tipps für mich? Wie geht man das am besten an? Wie sollen meine Bewerbungsunterlagen aussehen? Was ist das Erfolgsgeheimnis für einen Gründerwettbewerb?
Vorweg: Die perfekte Antwort haben wir und ich sicher auch nicht; wir sind ja auch oft ausgeschieden :) – aber weil wir zu dem Thema eben viele Emails bekommen, hab ich die aus meiner Sicht zehn wichtigsten Learnings mal aufgeschrieben und auch einen alten Bekannten zu dem Thema befragt: Thomas Clark (47). Er war der Ideengeber und Projektleiter von enable2start, der Gründerinitiative der Financial Times Deutschland: Insgesamt sechs Mal, von 2007 bis 2012, prämierte enable2start jedes Jahr fünf Gründungskonzepte mit je 50.000 Euro. Wir haben einen der Preise im ersten Jahr, 2007, gewonnen.
1. Wettbewerbe sind (viel) Arbeit
Das wird aus meiner Sicht oft unterschätzt: Es kostet viel Zeit und Mühe, wenn man bei einem Gründerwettbewerb gut abschneiden will. Natürlich gibt's die wilden Geschichten von denjenigen Teams, die mit fünf Slides in der Nacht noch teilgenommen haben und (Überraschung) plötzlich vorne mit dabei sind. Ja, solche „I don't fucking care, aber ich bin halt gut“-Geschichten mögen passieren und ich freue mich für jeden, bei dem sowas klappt: Aber ich kann mich an keine Bewerbung von uns erinnern, die nicht mit viel Arbeit verbunden gewesen wäre.
2. Wettbewerbe gehen alle an, besonders die Gründer
Meine Lieblings-Email zu Gründerwettbewerben: „Hi, ich bin XY, unser Gründer / unsere Gründerinn, hat mir gesagt, ich soll Dich mal anschreiben, weil ich gerade unsere Bewerbung für einen Wettbewerb fertig mache ... “
Hier kann man schon anhalten: Gründer(innen) sollten sich selbst Zeit nehmen, die Unterlagen zusammenzustellen – zumindest mega involviert sein. Die Bewerbungen werden dann deutlich besser. Denn (hoffentlich) keiner kann die Begeisterung, die Feinheiten, das Einzigartige des eigenen Modells so gut vermitteln, wie der- oder diejenige (oder das Team), die sich das ausgedacht haben.
3. Wie tickt Dein Gegenüber?
Das ist ein super Tipp von Thomas Clark. Er sagt: „Was für Pitches bei Kunden oder Investoren gilt, beachte auch für Bewerbungen bei Wettbewerben. Versuche an vorderster Stelle herauszufinden, wie das Gegenüber „tickt“. Frage Dich: Wozu gibt es diesen Wettbewerb? Was wollen die beteiligten Förderer oder Sponsoren daraus ziehen? Bei einem Businessplan-Wettbewerb, wo sich die Veranstalter dann auch gerne als „Helfer“ anbieten (nicht immer nur altruistisch ;-), ist das etwas ganz anderes als bei Regionalwettbewerben (da zählen oft Standort-Elemente wie Arbeitsplatzbeschaffen besonders viel) oder branchenspezifischen (wo aktuelle Trends oft eine große Rolle spielen, damit sich die Veranstalter durch die Auszeichnungen Modernität auf die Fahnen schreiben können) oder Gründer-Zentren (Dort gerne gehegter Fokus: Teamfähigkeit). Wenn Du weißt, wie der andere „tickt“, dann kannst Du auch Deine Bewerbung entsprechend stricken – mit Fokus auf die wichtigen Elemente“
Finde ich einen sehr guten Punkt! Man muss also jede Bewerbung wirklich neu fürs Gegenüber bauen oder zumindest anpassen. One size fits all gibt es nicht (siehe auch Punkt 1: viel Arbeit).
4. Kurz fassen
Fällt mir selbst schwer, wie man an der Länge dieses Posts sieht. Und auch Thomas schrieb mir zu seiner Antwort oben: „Und wenn Du die Länge meiner Antwort liest, weißt Du, warum ich nie einen Wettbewerb gewonnen hätte“.
Aber Ihr alle kennt vermutlich einige der Beispiele von guten Pitchdecks (und eine Bewerbung ist ja streng genommen nichts anderes). Die sind alle kurz, prägnant und auf den Punkt. Also: So viel wie möglich kürzen. Und auf keinen Fall, sagt Thomas Clark, „jemanden mit über 100 Seiten Unterlagen zumüllen, schon gar nicht gespickt mit technischen Spezifizierungen. Liest keiner, versteht keiner“.
5. Design: Richtig gute Unterlagen verschicken
Bei fast allen Wettbewerben ist das Niveau sehr hoch. Das heißt man sollte alles tun, um aus der Masse herauszustechen. Das fängt beim Layout der Folien oder Unterlagen schon an: Da muss kein Full-Time-Grafiker ran, wenn das Geld knapp ist. Aber allein über eine Google-Suche findet man so viel Inspiration, wie gute Decks und Präsentationen aussehen können – für schlechtes Design gibt es keine Entschuldigung. Versteht mich bitte richtig: Das heißt nicht, dass man schlechte Inhalte mit Ästhetik verstecken kann oder sollte. Am wichtigsten ist natürlich das, was auf den Seiten rauf steht. Allerdings freut sich jedes Jury-Mitglied über gute Lesbarkeit, klare Struktur und niemand mag verpixelte Fotos.
Was ich von Thomas Clark in diesem Zusammenhang wissen wollte: Gab es (bei enable2start) tolle Ideen, die aber dennoch gescheitert sind, weil die Bewerbung schlecht war? Und er sagt: „Klar. Aber da ist dann die Idee meist nur auf dem Titel gut – und die Enttäuschung kommt meist schon auf Seite zwei. Wobei in der Regel gute Ideen mit guten Bewerbungsunterlagen korrespondieren. Warum? Ganz einfach: Wer eine wirklich gute Geschäftsidee hat, der hat auch was zu sagen, kann prägnant sein und trotzdem punkten. Um mymuesli zu erklären, brauchte Max nur einen Satz: Mix Dir Dein eigenes Müsli (online). Der Rest ist dann nur noch „Backup“, für bestätigende und anerkennende „Aha“-Ausrufe. Das ist ideal“.
6. Arroganz ist fehl am Platz
Da steht schon alles in der Überschrift.
7. Aus negativem Feedback lernen
Als wir uns zum ersten Mal bei Ernst & Young (EY) für den Entrepreneur des Jahres beworben haben, sind wir gleich in der ersten Runde raus geflogen. Die Jury hatte sich aber sehr mit unserem Modell auseinandergesetzt und uns lange erklärt, was wir noch lernen und besser machen müssten, um weiter zu kommen. Das haben wir uns zu Herzen genommen und ein paar Jahre später waren wir dann Finalist. Deswegen kann ich nur raten: Nicht beleidigt sein, zuhören. Und das Feedback mit offenem Ohr annehmen.
8. Storytelling
Da lege ich besonderen Wert drauf: Nicht nur langweilige Fakten zeigen, sondern versuchen, mit allen Unterlagen, Emails und bei der Präsentation vor der Jury eine packende Geschichte zu erzählen; das ist insbesondere relevant, wenn der Wettbewerb medial begleitet wird oder einen Medienpartner hat: Weil auch der muss die Geschichte sehen und berichten können.
9. Überall mitmachen
Alles hilft, keiner ist zu klein oder zu unbedeutend (siehe auch Punkt 6, Arroganz ist fehl am Platz).
10. Mach Dich nicht schon im Vorfeld zu klein!
Mut haben. Daran glauben, dass man gewinnen kann. Das finde ich wichtig.
Keine Angst haben, es gibt ja eh nichts zu verlieren. Und man muss kein Superheld sein. Thomas Clark: „Man merkt in etwa 98% der Fälle als Juror sehr rasch, wer wirklich das Zeug zum Gründer hat. Weil das aber nur sehr wenige sind, kommt es dann öfter vor, dass man noch ein paar andere auszeichnen muss. Das mag seltsam klingen – ist aber auch eine Chance. Und was die 2% betrifft, die Supergründer sind und keiner merkt es: Das sind jene Typen, die sowieso keine Unterstützung durch einen Wettbewerb brauchen. Oder könnt ihr Euch ernsthaft Mark Zuckerberg vor Juroren einer Gründer-Initiative vorstellen?“
Das waren meine zehn Tipps. Habt Ihr noch eigene, die noch in die Liste sollten?
Einen guten Überblick über die aktuellen und wichtigen Gründerwettbewerbe in Deutschland findet Ihr zum Beispiel hier bei Für-Gründer.de – viel Erfolg Euch allen für alle aktuellen und zukünftigen Wettbewerbe!