Welche Festbrennweite kaufen? Immer Freitags schreibe ich über ein Foto-Thema. Nicht weil es mir besonders viel Traffic oder Speaking-Aufträge bringt. Sondern weil man immer das machen sollte, worauf man Lust hat. Bloggen über Foto-Dinge, oder ein Startup gründen. Aber darum geht's an anderen Tagen auf diesem Blog.
Heute ein kurzer Post zur (vielleicht ersten) Festbrennweite für Deine Kamera. Also ein Objektiv ohne Zoom.
Warum kauft man so etwas überhaupt?
Berechtigte Frage, denn schließlich ist Zoom phänomenal praktisch. Ich besitze allerdings kein einziges Zoomobjektiv, denn Festbrennweiten haben unter anderem diese fünf Vorteile:
- Man bekommt oft eine bessere Bildqualität, da die optische Konstruktion weniger Kompromisse erfordert als bei Zoom-Objektiven
- Man lernt: Denn wenn man nicht zoomen kann, muss man sich bewegen, und die Bild-Komposition profitiert oft davon
- Festbrennweiten kann mans ehr kompakt und leicht bauen
- Es gibt echte Schnäppchen, die ein Zoomobjektiv mit viel höherem Preis deutlich in fast allen Kategorien schlagen, vor allem bei der Bildqualität
- Bokeh oder "mehr" Blende: Bei einem klassischen 50mm-Objektiv habt Ihr bei vielen Herstellern 1,4, 1,8 oder vielleicht 2,0 als Anfangsblende. Das heißt, Ihr könnt den typischen Schärfe-Unschärfe-Effekt noch besser erzielen, den sich viele wünschen, denn Zoomobjektive haben als offenste Blende oft nur 3,6 oder 4. Und die Blende ist einer der Faktoren, der das Bokeh deutlich beeinflusst.
Aber mit welcher Festbrennweite fange ich nun an?
Es gibt fast jede Brennweite auch als Festbrennweite zu kaufen. Der Klassiker, das sog. Normalobjektiv, sind 50mm.
50mm.
Hier wird nichts verzerrt, vergrößert, kein Weitwinkel. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde man durch eine Fensterglas-Brille schauen: keine optische Veränderung sichtbar. Henri Cartier-Bresson hat fast alle seine Fotos mit 50mm gemacht. Und ich hatte an meiner ersten, analogen Contax auch nur ein 50er oder Nifty Fifty, wie es im Englischen oft genannt wird.
Damit würde ich anfangen. Schon ob des geringen Anschaffungspreises bei fast allen Herstellern. Jeder hat eigentlich ein günstiges 50er im Angebot. Bei Crop-Kameras verlängert sich die Brennweite entsprechend, meist um ca. 1,5. Dann wird aus dem 50er ein leichtes Tele mit 75mm. Perfekt für Porträts, Food-Fotografie oder andere Stillleben. Und mit richtig schönem Bokeh.
35mm.
Ich liebe 35mm, die klassische Reportage-Brennweite. Meine Fuji X100t hat umgerechnet auf Kleinbild 35mm, an meiner Canon 6d ist fast immer ein 35mm-Objektiv dran. Man sieht mehr als beim 50er, aber es verzerrt nicht so wie ein 28er oder gar 24mm-Objektiv.
28mm
Eher ungewöhnlich, das als erste Festbrennweite zu kaufen. Aber es gibt auch Fotografen, die fast ausschließlich mit dieser Brennweite, dem klassischen Weitwinkel, fotografiert haben, etwa Jeanloup Sieff. Bei den Sony-FE-Objektiven für die A7-Kameras ist das 28er eine wirklich preisgünstige Festbrennweite; viel, viel erschwinglicher als das teure Zeiss mit 55mm. Aber dazu gleich.
Kaufempfehlungen für Nikon, Canon und Sony
Ich fange mal mit Nikon an: Ein kleineres Objektiv mit „viel Licht“ und Handlichkeit ist, sofern man keine Nikon-Vollformat hat, das Nikon 35mm 1:1,8 AF-S DX für ca. 199 Euro.
Ich würde hier nicht lange überlegen, das ist definitiv ein No-Brainer... Wer möchte, der kann dann für seine DX später noch eines der 50er, das 1,4 oder das günstigere 1,8, dazu kaufen. Aber mit diesem Objektiv macht man nichts falsch. An Vollformat würde ich je nach Budget das eben erwähnte 1,4 oder 1,8 nehmen. Tipp: Wer sich einen so teuren Body kauft, der sollte beim Glas eher nicht sparen, nehmt lieber das 1,4er.
Canon: Ganz klar das (neu aufgelegte) 50mm 1:1,8. Unter 150 Euro (!). Und kann man immer gebrauchen, ob an Crop oder an einer Vollformat wie der 6d oder 5D Mark III. Gut sind auch noch die beiden Pancake-Objektive, das 24mm für Crop und das 40mm für Vollformat. Als erste Festbrennweite im Arsenal würde ich aber das 50er nehmen. Das 1,4er ist deutlich wertiger, aber kostet auch mehr als das Doppelte.
Sony: Ich hatte mal das Zeiss 55mm. Das Objektiv ist der Wahnsinn. Die Schärfe unglaublich. Aber es kostet trotz Preissenkung immer noch knapp 800 Euro. Das ist schon wirklich viel Geld für die meisten Amateure. Deswegen: Auch das recht neue 50er ist gut, kostet keine 400 Euro. Und immer noch die Hälfte vom 35er, das auch nur eine Anfangsblende von 2,8 aufweisen kann. Für eine Crop, zB die a6000, würde ich das 35mm 1,8 empfehlen. Teuer. Aber sehr gut. Man braucht eigentlich kein anderes Objektiv mehr in 85% der Fälle.
Ich hoffe Du hast jetzt schon einen Favoriten und eine Antwort auf die Frage Welche Festbrennweite kaufen gefunden... Auf jeden Fall viel Spaß damit! Und wer noch mehr Meinungen lesen will: Hier, bei Lichtpoesie, kann man zum Beispiel noch weitere Gedanken zum Thema finden.